Blutentnahme-Verbot, Impf-Streit und Gerichtsprozesse: Glaubt man den diesjährigen Medienberichten, hat die Alternativmedizin ein Akzeptanzproblem. Aktuelle Zahlen von jameda.de zeigen jedoch: 2023 wuchs die Branche doppelt so stark wie das gesamte Gesundheitswesen. Geht der Boom trotz akuter Herausforderungen weiter?
Berlin, 19.12.2023 - Es war ein Paukenschlag in der Alternativmedizin: am 15. Juni verbot das Bundesverwaltungsgericht Leipzig die Blutabnahme für die Hämotherapie. Nachfolgende Medienberichte wie »Vorsicht Heilpraktiker« oder »Die tödliche Gefahr durch Alternativmedizin« sollten Zweifel an Qualifikation und Seriosität in der Branche wecken.
Doch war 2023 wirklich ein schlechtes Jahr für Heilpraktiker? jameda.de hat den Status quo in Bezug auf Wachstum, Patientenzufriedenheit und die wichtigsten Leistungen in Deutschland untersucht - mit klaren Aussichten für 2024.
Doppelt so stark wie im Gesundheitswesen: Wachstum und positives Feedback
Mit 1.100 neu eröffneten Praxen in 2023 fiel das Wachstum der Branche insgesamt moderat aus (2.5%), aber dennoch doppelt so hoch wie im gesamten Gesundheitssystem (⌀ 1.25%). Zudem bewegt sich die Versorgungsdichte in Deutschland weiterhin auf hohem Niveau: Aktuell listet jameda.de 44.164 Alternativmediziner, die täglich etwa 130.000 Patienten versorgen.
Dass diese mit ihrer Behandlung auch zufrieden sind, zeigt der Bewertungsdurchschnitt von 4.92 von 5.0 Sternen. Damit bestätigen Heilpraktiker nicht nur ihren Bestwert aus 2022, sondern liegen weiterhin über dem Gesamtschnitt aller auf jameda.de gelisteten Fach- und Berufsgruppen (⌀ 4.61). Besonders zufrieden waren Patienten dabei mit dem Engagement im Termin und den ausführlichen Erklärungen ihrer Behandler. Einzig bei Einfühlungsvermögen und Pünktlichkeit können sich Heilpraktiker weiter verbessern.
Kurze Wartezeiten trotz allgemeinen Terminmangels
Punkten können Heilpraktiker zudem mit kurzen Wartezeiten. Erhalten bundesweit und fachübergreifend nur 24% der Patienten innerhalb von einer Woche einen Arzttermin, sind es bei Heilpraktikern 44%.*
Die wichtigste Leistung, für die Patienten ihre Heilpraktiker in 2023 aufsuchten, war die osteopathische Behandlung von Rückenschmerzen. Dabei handelt es sich um einen langfristigen Trend, der sich bereits seit den letzten zwei Jahren fortsetzt. Besonders gefragt sind zudem die Chiropraktik und die Schmerztherapie.
Die wichtigsten Leistungen in der Alternativmedizin 2023
2024: Geht der Boom weiter?
Neugründungen, Erfahrungsberichte und Top-Leistungen: die Zahlen sprechen nicht nur für ein intaktes Patientenverhältnis, sondern auch für ein starkes 2024.
Mit Ende des Jahres wird ein neuer Rekord an Krankschreibungen erwartet, wobei 2023 den Höchststand von 18 Krankentagen aus 2022 deutlich übertreffen wird. Rückenschmerzen bleiben dabei der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland.** Starke Patientenorientierung und kurze Wartezeiten dürften auch im Jahr 2024 sicherstellen, dass der Besuch beim Heilpraktiker eine echte Alternative zum Arzttermin bleibt. Konzentrieren sich Heilpraktiker weiterhin auf ihre Stärken, wird dieser Trend auch in 2024 anhalten.
* jameda Studie 11/2023: Die meisten Patienten in Deutschland warten fachübergreifend zwischen 7 und 30 Tagen auf einen Arzttermin (51%), bei Heilpraktikern sind es nur 42%. Länger als 30 Tage wartet fachübergreifend immerhin noch jeder vierte Patient (25%), unter Heilpraktikern sind es knapp 14%.
** zdf_heute, 23.05.2023
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.