Frauen weisen eine deutlich höhere Lebenserwartung als Männer auf – so schlecht kann es um ihre medizinische Versorgung dann doch nicht bestellt sein, oder? Tatsächlich sollte man sich davon nicht täuschen lassen, der Wert sagt nur wenig über die Unterschiede bezüglich Lebensqualität und Gesundheitszustand von Mann und Frau aus. Studien und Erfahrungsberichte sprechen eine andere Sprache: Frauen werden von der Medizin oft nachrangig behandelt, Männer sind der Standard. Das hat Folgen.
„Gender Health Gap“ wird das Phänomen genannt: Die medizinische Forschung und das Gesundheitssystem sind weitgehend am männlichen Teil der Bevölkerung ausgerichtet. Was im ersten Moment vielleicht nicht so tragisch erscheint, kann in der Praxis schwerwiegende – wenn nicht gar tödliche – Folgen für Frauen haben.
Denn aus biologischer Sicht gibt es zwar wesentliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, diese werden bislang aber oft nicht berücksichtigt. Auch werden Krankheiten, die verstärkt bei Frauen auftreten, weniger erforscht und ihre Schmerzen und Beschwerden heruntergespielt oder ignoriert. Drei Beispiele:
Denn aus biologischer Sicht gibt es zwar wesentliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, diese werden bislang aber oft nicht berücksichtigt. Auch werden Krankheiten, die verstärkt bei Frauen auftreten, weniger erforscht und ihre Schmerzen und Beschwerden heruntergespielt oder ignoriert. Drei Beispiele:
- Herzinfarkt: Die klassischen Symptome eines Herzinfarkts sind gemeinhin bekannt: stechende Schmerzen in der Brust, die ggf. auch in anderen Körperregionen wie Rücken oder Schultern ausstrahlen, begleitet von Herzklopfen, Angst oder Schwitzen. Das Problem: Bei Frauen äußert sich ein Infarkt oft durch unspezifische Symptome, etwa Müdigkeit oder Ohnmacht, Übelkeit, Rückenschmerzen oder Kurzatmigkeit. Werden diese Symptome falsch interpretiert, kann es für Frauen tödlich enden.
- Endometriose: Schätzungen zufolge leiden bis zu 15 Prozent der Frauen zwischen Pubertät und Menopause an dieser Krankheit, bei der Zellen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wachsen. Damit ist sie die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung. Dennoch ist bis heute wenig über die Ursachen bekannt. Bis zur richtigen Diagnose vergehen oft Jahre, in denen die Endometriose nicht richtig behandelt wird, und die damit verbundenen Schmerzen bagatellisiert werden.
- Medikamente: Frauen sind oft kleiner als Männer, verfügen über einen höheren Fettanteil und bauen Wirkstoffe langsamer ab. Trotzdem werden die meisten Medikamente für alle Erwachsenen in derselben Dosierung empfohlen. Wozu das führen kann, zeigte das Schlafmittel Zolpidem: Nachdem Frauen abends die normale Dosis eingenommen hatten, verursachten sie morgens häufiger Autounfälle – das Mittel war noch nicht vollständig abgebaut.„Auch für die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde spielt der Genderaspekt neben biologischen Unterschieden eine wichtige Rolle,“ erklärt die Zahnärztin Dr. Claudia Kanitz. „Zwar sind die Ursachen für geschlechterspezifische Unterschiede noch nicht abschließend geklärt, bekannt ist aber beispielsweise, dass Frauen weniger Speichel bilden als Männer, insbesondere in der Menopause. Speichel aber ist ein wichtiger Schutzfaktor vor Karies und ein Mangel erhöht das Risiko, an Karies zu erkranken. Ich wünsche mir, dass mehr Zahnärzt*innen solche Faktoren in Betracht ziehen und somit zur Prävention weit verbreiteter Krankheiten beitragen können.“
Wie lässt sich der Gender Health Gap überwinden?
Dafür braucht es zum einen mehr geschlechterspezifische Forschung, sowohl im Hinblick auf Ursachen, Symptome und Behandlungen von Erkrankungen als auch die Auswirkungen von Arzneimitteln. Die Bundesregierung hat beispielsweise im letzten Jahr mehr Mittel für die Endometrioseforschung beschlossen. “Wir möchten unsere Reichweite als größte Arzt-Patienten-Plattform Deutschlands nutzen, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren", sagt jameda-CEO Dr. Florian Weiß. “Zum einen muss in der Ärzteschaft das Bewusstsein für gendersensible Medizin steigen, aber auch Patientinnen, die bspw. vor einem Arztbesuch selbstständig recherchieren, sollten wissen, dass sie zumeist über auf den männlichen Körper bezogene Symptome lesen werden.”
Gendersensible Medizin fehlt in den Lehrplänen
Um den Gender Health Gap zu schließen, engagiert sich u.a. die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. mit dem Projekt “Geschlecht in der Medizin". Die Initiative tritt dafür ein, die Thematik in die Lehrpläne im Medizinstudium zu integrieren und bei Fachkongressen und -konferenzen auf die Tagesordnung zu setzen. „Die Medizin tickt noch immer sehr männlich”, sagt Projektleiter Sebastian Paschen. “Die Symptome einer Frau werden als „atypisch“ angesehen und finden in der Forschung oft keine Beachtung. Dabei kann das gravierende Folgen haben: Zum Beispiel lassen sich unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Frauen 1,5 - 1,7-mal häufiger beobachten als bei Männern. Im Hinblick auf eine geschlechtsadäquate und bestmögliche Versorgung aller Patient*innen, muss den Unterschieden zwischen den Geschlechtern unbedingt mehr Beachtung geschenkt werden.”
Kostenfreies jameda-Webinar zu Gender Health
Um Ärzte und Patienten für den Gender Health Gap und mögliche Folgen zu sensibilisieren, lädt jameda am Freitag, 17. März 2023 um 16 Uhr zu einem kostenfreien Webinar zum Thema „Gender Health Gap: Warum Männer und Frauen eben nicht gleich sind“. Gemeinsam mit jameda diskutieren die Zahnärztin Dr. Claudia Kanitz und Sebastian Paschen, Medizinstudent und Gründer des Projekts „Geschlecht in der Medizin“, darüber, was sich im Gesundheitssystem konkret verändern muss, um eine angemessene Versorgung aller Geschlechter zu gewährleisten.
Dafür braucht es zum einen mehr geschlechterspezifische Forschung, sowohl im Hinblick auf Ursachen, Symptome und Behandlungen von Erkrankungen als auch die Auswirkungen von Arzneimitteln. Die Bundesregierung hat beispielsweise im letzten Jahr mehr Mittel für die Endometrioseforschung beschlossen. “Wir möchten unsere Reichweite als größte Arzt-Patienten-Plattform Deutschlands nutzen, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren", sagt jameda-CEO Dr. Florian Weiß. “Zum einen muss in der Ärzteschaft das Bewusstsein für gendersensible Medizin steigen, aber auch Patientinnen, die bspw. vor einem Arztbesuch selbstständig recherchieren, sollten wissen, dass sie zumeist über auf den männlichen Körper bezogene Symptome lesen werden.”
Gendersensible Medizin fehlt in den Lehrplänen
Um den Gender Health Gap zu schließen, engagiert sich u.a. die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. mit dem Projekt “Geschlecht in der Medizin". Die Initiative tritt dafür ein, die Thematik in die Lehrpläne im Medizinstudium zu integrieren und bei Fachkongressen und -konferenzen auf die Tagesordnung zu setzen. „Die Medizin tickt noch immer sehr männlich”, sagt Projektleiter Sebastian Paschen. “Die Symptome einer Frau werden als „atypisch“ angesehen und finden in der Forschung oft keine Beachtung. Dabei kann das gravierende Folgen haben: Zum Beispiel lassen sich unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Frauen 1,5 - 1,7-mal häufiger beobachten als bei Männern. Im Hinblick auf eine geschlechtsadäquate und bestmögliche Versorgung aller Patient*innen, muss den Unterschieden zwischen den Geschlechtern unbedingt mehr Beachtung geschenkt werden.”
Kostenfreies jameda-Webinar zu Gender Health
Um Ärzte und Patienten für den Gender Health Gap und mögliche Folgen zu sensibilisieren, lädt jameda am Freitag, 17. März 2023 um 16 Uhr zu einem kostenfreien Webinar zum Thema „Gender Health Gap: Warum Männer und Frauen eben nicht gleich sind“. Gemeinsam mit jameda diskutieren die Zahnärztin Dr. Claudia Kanitz und Sebastian Paschen, Medizinstudent und Gründer des Projekts „Geschlecht in der Medizin“, darüber, was sich im Gesundheitssystem konkret verändern muss, um eine angemessene Versorgung aller Geschlechter zu gewährleisten.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.